• Geschichte

    Titus Brandsma

    Kurze Lebensgeschichte von Professor “Titus Brandsma” unserem Namenspatron:

    Professor Dr. Titus Brandsma O Carm. wurde in Oegeklooster (Friesland/Niederlande) am 23.Februar 1881 geboren. Er trat 1898 in den Karmeliterorden ein. Seit 1923 war er Professor an der katholischen Universität in Nymwegen.
    Klein, kränklich und doch immer tätig fand er neben dem Studium der Philosophie immer noch Zeit, sich allen Formen des modernen Apostolats zu widmen.
    Er arbeitet für die kath. Schulen, war geistlicher Ratgeber der kath. Presse, schrieb hunderte von Artikeln, redigierte und zensierte die kath. Lexiken, gab Konferenzen, leitete Vereine und Kongresse, eiferte für die Diasporakatholiken in Friesland, wo er Dokkum zum Wallfahrtsort des hl.Bonifatius macht, sowie für die Wiedervereinigung der Kirchen.

    Ein Mann des Friedens.Titus Brandsma, eine Zeichnung aus dem Jahre 1922

    Mittler zwischen Personen und Gegensätzen, immer munter und freundlich, einfach und hilfsbereit dachte er nie an sich selbst. So ist er mehrmals schwer krank gewesen, wenn er alle seine Zeit, die er zur Verfügung hatte, immer wieder für Probleme hergab, die an ihn herangetragen wurden. So war er immer wieder zu sprechen für Arme und Leidende.
    Nach den Richtlinien des Episkopats verteidigte er unerschrocken den kath. Unterricht und die freie Presse gegen den Angriff der Nationalsozialisten. Am 19.Januar 1942 wird er von 2 Gestapobeamten gefangengenommen. Selbst in dieser Lage behält er seine Ausgeglichenheit und Munterkeit. Im Gefängnis und im Konzentrationslager half er den Mitgefangenen durch Wort und Tat. Selbst in der Zelle schreibt er: “Ich bin allein, ja, aber nie war der liebe Gott mir so nah”, “ich bin noch selten so glücklich und zufrieden gewesen.” Bei den Verhören stellte er immer seinen Glauben unter Beweis.
    Schon schwer krank bei seiner Gefangennahme, starb er am 26.Juli 1942 im Konzentrationslager Dachau durch die Misshandlungen und der Sklavenarbeit.
    “Er hat sein Leben für die Kirche geopfert”, waren die Worte seines Bischofs, des Kardinals de Jong, als ihm die Todesnachricht von “Titus Brandsma” überbracht wurde.

  • Geschichte

    1954 – 1978

    Inhalt:
    1.Teil 1954 – 1964 / 2.Teil 1964 – 1973 / 3.Teil 1973 – 1978

    1.Teil: 1954-1964

    Die Gründung des Stammes:


    Peter Jülicher, Herbert Geuertz, Lambert Dyck
    Fotograf: Hein W. Gisbertz

    Viele Bewohner in Wegberg und Umgebung kennen ganz sicher noch den seinerzeit in Wegberg wirkenden Kaplan PRINZ, der leider vor einigen Jahren verstarb. Aus einem Buch, dass er uns vor nicht allzu langer Zeit zurückgab, ersehen wir das Gründungsjahr 1954. Er hatte dieses Buch von „seinen Pfadfindern“ geschenkt bekommen.

    Wie wir im nachhinein hörten, herrschte damals in der Kasse ein nicht zu „stopfendes Loch“. Durch diesen Geldmangel bedingt, ist sicher keine Anmeldung an das Bundesamt der Pfadfinder erfolgt, so dass hier keine Unterlagen vorlagen. Auch sonst konnten wir wenig aus den ersten Jahren erfahren. So ist es nicht möglich, aus den ersten Jahren des Pfadfindertums in Wegberg viel zu berichten, da wir keinen fanden, der konkret uns Mitteilungen machen konnte.

    Im Jahre 1959 wurde die Europa-Jugendherberge „Am Hagelkreuz“ zur Schulungsstätte der DPSG Landesverband Aachen „Haus St. Georg“ umbenannt. Der damalige Bischof von Aachen, Johannes Polschneider, übergab dieses Haus der „Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg, Landesverband Aachen“!
    Der erste Heimleiter dieses Hauses war Hein Ervens aus Langerwehe, ein „alter Pfadfinder“. Da die Wegberger Pfadfinder durch den Weggang von Kaplan Prinz und den genannten Geldschwierigkeiten ohne Leiter und Heim dastanden, übernahm Hein Ervens die Initiative. Mit 3 weiteren Freunden beschloss er, die Gruppe neu aufzubauen. Am 1. Adventssonntag 1959 wählte nach einer Abstimmung die „Siedlung Wegberg“ den Namen Stamm Titus Brandsma.
    Die Namen derer, die die Pfadfinderarbeit übernahmen sind:
    Hein Ervens, Dr. Klötzer, Fr. Maria Mahr, Wolfgang und Axel Herbrand, Wolfgang von Bergs und Klaus Bürger.

    Mit großem Elan ging es los. So wurde schon in den ersten Wochen eine Fahrt nach Dahlheim durchgeführt. Es folgte eine Tagesstafette durch Wegberg. Die erste Versprechensfeier fand am 8. Dezember 1959 in der Krankenhauskapelle statt. Im Anschluss gab es zu Weihnachten eine Weihnachtsfeier und ein Krippenspiel. So waren in den ersten Wochen des Neuanfangs schon viele Programmpunkte zu bewältigen. Mit viel Arbeit ging es in das Jahr 1960. Die zweite Versprechensfeier war schon am 8. Februar 1960.


    Beecker und Wegberger Pfadfinder
    im Sommerlager 1960

    Die Hauptattraktion war das Pfadfindersommerlager in Widdau/Eifel zusammen mit den Beecker Pfadfindern.

    Schon im ersten Jahr der Namengebung „Titus Brandsma“ besuchten die Leiter das Grab in Nymwegen, wo ein Kranz (mit Beteiligung des holl. Fernsehens) niedergelegt wurde. Trotz der kurzen Zeit nach dem Kriege wurde hier der Grundstein für über nationale Freundschaft gelegt.

    Der Zuwachs im Jahre 1960 war so enorm, dass das Bundesamt zum 1. Januar 1961 die Siedlung Wegberg zum Stamm ernannte.

    Im Juli 1961 fand ein Vorbereitungslager für das Sommerlager statt. Gezeltet wurde am Haus „St. Georg“. Schon früh wurden die Teilnehmer durch einen lauten Knall geweckt, da ein Auto einen Pappelbaum mitgenommen hatte.

    Das Sommerlager fand dann vom 8. -29. August in Urnesch /Appenzell Schweiz statt.

    Auszug aus dem Lager-Tagebuch vom Montag, 21.8.1961:

    Heute standen wir um 7.30 Uhr auf. Nach der hl. Messe und dem Frühstück fand die Lagereröffnung statt. Hierbei bekamen wir kundgetan, daß wir heute den Säntis herauffuhren und wieder herab. Wir zogen uns deshalb sehr warm an und gingen um 9.00 Uhr von Kräzerli ab. Es dauerte noch eine zeitlang bis wir endlich an die Reihe kamen. Wir fuhren zuerst bis zur 3.Station und stiegen hier aus. Von hieraus unternahmen wir eine kleine Wanderung. Sie führte über große Schneefelder und über schmale Bergpfade. Unser Ziel war das Gasthaus Tierwies. Nach dem Mittagessen, welches wir hierin einnahmen kehrten wir wieder zur Station zurück. Mit dem nächsten Wagen fuhren wir zur Gipfelstation. Wir gingen dann zur Terrasse. Von hier aus konnten wir die 7 Kurfürsten und die Alpen sehen. Dann gingen wir zum Säntisgipfel. Hierauf befindet sich eine Wetterstation und eine Fernsehstation. Dann fuhren wir wieder runter und gingen zum Kräzerli. Um 18.30 Uhr war Abendessen. Um 20.00 Uhr war wegen den Strapazen des heutigen Tages absolute Nachtruhe.

    Gegen Ende des Jahres fand im Haus St. Georg ein Elternabend statt.
    Das Jahr 1962 begann mit viel Programm, z.B. das Vorbereitungslager mit den holländischen PTA’s Pfadfindern (Behinderten – Pf.). Die Hauptarbeit bestand darin, den behinderten Freunden Tische und Bänke zu bauen und sie in allem zu unterstützen. Ihr Leiter war Wim Aretz.


    Josef Grün im grünen Gras im Fell in Fell an der Mosel

    Das Sommerlager 1962 fand in Fell an der Mosel statt.

    Im Lager herrschte große Aufregung, weil in der Nacht 2 Pfadfinder verschwunden waren. Am Bannermast hing ein Zettel des Deutschen Pfadfinder-Bundes mit folgendem Wortlaut:
    „Ihr schlafenden Hampelmänner habt heute Nacht zu tief geschnarcht um uns, die wir Euch besuchen wollten zu bemerken. Wir fordern Euch zu einem ehrlichen Kampf bis Freitag den 17. August heraus. DPB“.
    Als der Lagerleiter Hein Ervens feststellte, dass 2 Jungen fehlten, verständigte er die Polizei. Das andere Pfadfinderlager wurde gesucht und gefunden, so dass die zwei “Gefangenen” wieder befreit werden konnten.

    Das Jahr 1963 fing mit einer tollen Karnevalssitzung an, unter dem Motto „Loß komme wat kütt“
    In Strobl/Österreich fand in diesem Jahr das 4. Sommerlager statt. Eine Truppfahrt der Jungpfadfinder nach Aachen wurde am 28. – 29. Oktober durchgeführt. Hein Ervens, der großen Anteil am Wiederaufbau der Pfadfinder hatte, legte am 29. Dezember 1963 sein Amt als Stammesfeldmeister nieder, da er Wegberg verließ, um sich beruflich zu verbessern. Am 4. Januar 1964 wurde Peter Thissen als Nachfolger von Hein Ervens zum neuen Stammesfeldmeister gewählt.

    2. Teil: 1964-1973

    Bisher waren alle Aktivitäten in „Haus St. Georg“ durchgeführt worden. Nach dem Wegzug von Hein Ervens stand der Stamm ohne Heim und Unterbringungsmöglichkeiten für Material da. Es wurde im Kloster ein Raum für die Gruppenarbeit gefunden. Material sowie Zelte wurden in einen Schuppen beim neuen Stammesfeldmeister untergebracht. Hein Ervens konnte so schnell nicht vergessen werden. Er war in Stromberg / Hunsrück Leiter einer Jugendherberge. Zu Ostern fuhren 7 Rover zu Besuch und verlebten dort herrliche Tage mit den Herbergseltern, die immer unvergessen bleiben werden. Man verabschiedete sich mit einem Versprechen, im Sommer dort das Sommerlager durchzuführen.

    Am 4. September wurden ein Elternabend und ein Wiesenfest am „Haus St. Georg“ veranstaltet. Der Erlös betrug 1022,00 DM.
    Der Stamm hatte im Februar 1965 42 Mitglieder

    Der Höhepunkt des Jahres 1965 war das Sommerlager in der Lüneburger Heide.
    Als wir von einer Besichtigung Hamburgs ins Lager zurückkehrten, wo Pater Marianus als Wache und Koch zurückgeblieben war, gab es zum Abend Milchsuppe mit Reis, die statt mit Zucker mit Salz “gesüßt” war. Ohne eine Miene zu verziehen oder ein Wort darüber zu verlieren, wurde die Suppe von allen gegessen und dem Koch ein Lob ausgesprochen.

    Am Buß- und Bettag fand ein Elternabend statt, der von 160 Personen besucht wurde.
    Durch die Gründung eines Fanfarenkorps Anfang 1966 verließen viele Jungen die Gruppe. Dies war ein harter Rückschlag für den Stamm.
    Trotzdem fand ein schönes Sommerlager in Müsen/Hollenbock Rothaargebirge statt. Die erste Woche verbrachte man in Müsen. Da es in der ersten Woche ununterbrochen regnete, wurde das ganze Lager in der zweiten Woche um 50 km nach Hollenbrock bei Attendorn verlegt. Trotz des Regens hat es wie immer viel Spaß gemacht.
    Am 22. Oktober 1966 fand ein Eltern-abend im Wegberger Hof statt. Als Abschluß des Jahres 1966 war im Kloster eine große Pfadfinderausstellung.

    Im Jahre 1967 waren noch 30 Mitglieder da, die dem Verein die Treue hielten. Der Höhepunkt in diesem Jahr war ein inter-nationales Treffen, an dem Pfadfinder aus 4 Nationen teilnahmen.

    Das Jahr 1968 begann mit einem Freundschaftstreffen der Jungpfadfinder des Stammes Dalheim und Wegberg. Es folgte ein Gausportfest in Beeck und eine Pfadfinderschau in Wegberg, wo zum ersten Mal in Wegberg ein gemeinsames Zusammenkommen der Wegberger DPSG mit den Pfadfinderinnen PSG stattfand. Das Sommerlager 1968 fand in Leutasch Österreich statt. Heinz Fontein wurde zum neuen Stammesleiter gewählt. Bis zum Jahre 1969 war der Stamm in einem Raum im Kloster untergebracht. Dann gelang es auf der Grachtstraße in einer ehemaligen Näherei ein Heim für den Stamm zu mieten, welches am 19.Januar 1969 eingeweiht wurde. Der damalige Heimleiter von “Haus St. Georg” Will Quast war der “Motor” dieser Initiative.

    Da im Jahre 1968 das Sommerlager in Leutasch allen soviel Spaß gemacht hatte, wurde auch im Jahre 1969 dort wieder die Zelte aufgeschlagen.

    Vom 13.-14.September 1969 feierten die Wegberger Pfadfinder ein Doppeljubiläum. 40 Jahre DPSG in Deutschland – 10 Jahre Pfadfinder in Wegberg. Nach unseren Informationen hätte es aber heißen müssen: 40 Jahre DPSG in Deutschland – 15 Jahre Pfadfinder in Wegberg. Da die Chronik erst mit der Namensgebung “Titus Brandsma”, also 1955 beginnt, vermuten wir, dass man die Zeit unter Kaplan Prinz von 1954 – 1959 einfach vergessen hatte.

    Das Jahr 1970 begann mit einem Besuch der Jugendherberge Nideggen, wo zum ersten Mal Wegberger Pfadfinder eine Pfadfinderversprechensfeier außerhalb Wegbergs feierten. Zu Pfingsten veranstalteten Jungpfadfinder ein Indianerlager in Harbeck. Die Pfadfinder fuhren nach Kall/Eifel zum Landeslager. Sie belegten von 30 Sippen bei einer Nachtstafette den 2. und 7. Platz. Der Leiter der Gruppe, Erhard Stroms, fuhr mit dem Auto seines Vaters gegen ein Brückengeländer.
    (Ergebnis: Totalschaden)

    Das Sommerlager fand in Brixen/Tirol statt. Es war heiß – heiß –heiß, bis ein Gewitter aufkam und das Flüsschen Eisack zum großen Fluss werden ließ. Im noch kleinen Flüsschen war allerdings der „Naturkühlschrank“ untergebracht worden, und als der Fluss anschwoll, entschwanden unsere Vorräte alle in Richtung „Meer“. Es entstand ein Schaden von 300,00 DM.

    Anfang des Jahres 1971 trat Heinz Font-ein als Stammesvorsitzender zurück. Die Stammesversammlung beschloss nach mehrmaliger Zusammenkunft, Hans-Josef Rosen zum geschäftsführenden Vorsitzenden bis zur Neuwahl im Herbst zu ernennen.

    Im April fand eine Fahrradstafette statt, die begeisterten Anklang fand. Zum 5. – 6. Juni fand ein großes Wiesenfest am „Haus St. Georg“ statt. Zum Pfingstlager fuhr man nach Simmerath / Eifel. Die Pfadfinder fuhren mit ihrem Truppenleiter, Manfred Hofer, von der Mühlrather Mühle mit einem Schlauchboot die Schwalm herunter bis zur Maas. Brücken und Wehre wurden „spielend“ überwunden, indem die Besatzung das Boot auf die Schultern nahm und es um die Hindernisse herumtrug. Weiter ging es zur Maas herunter bis zum Besuch des Klosters Steyl, wo dann vor der Rückreise eine eintägige Ruhepause eingelegt wurde.

    Das Sommerlager fand in Langenfeld/Ötztal/Tirol statt. Die Hauptattraktion der Jungpfadfinder war eine zweitägige Hüttenwanderung. Die Pfadfinder machten eine einwöchige Hike zum Timmelsjoch. Bei einer Bergwanderung der Pfadfinder zur Niesalm wurden sie von der Nacht überrascht. Als sie am anderen Morgen im Lager fehlten, wurde von der Lagerleitung die Bergwacht mit einem Hubschrauber zur Suche angefordert. Die Pfadfinder wurden wohlbehalten beim Abstieg gefunden.

    Zur gleich Zeit fuhren 7 Pfadfinder zum internationalen Jamboree nach Japan. Sie waren Gäste in einem Kloster, welches von deutschen Jesuitenpatres geleitet wurde. Pech der „Sieben“ Japanreisenden war, dass ein Taifun die Hälfte des Zeltlagers zerstörte.

    Im April des Jahres 1972 wurde ein neuer Vorstand gewählt. Hans Josef Rosen wurde als Stammesvorsitzender bestätigt. Da für eine vernünftige Pfadfinderarbeit Leiterkräfte fehlten, erklärten sich einige Eltern bereit, mitzuhelfen. Die PSG Wegberg war ohne Leiter und ihr drohte die Auflösung. Man beschloss, sich zusammenzuschließen. So waren ab 1972 Jungen und Mädchen gemeinsam im Pfadfinderstamm Wegberg.
    Das Sommerlager fand am „Hager Waldsee“ in der Nähe von Schwäbisch Gmünd statt. Zum Ende des Jahres fand ein großer Weihnachtsbasar statt, der großen Anklang und Anerkennung fand. Auch wurde Ende des Jahres 1972 eine Werbeaktion durchgeführt, wodurch sich der Stamm zum 1. Januar 1973 auf 70 Mitglieder erweitern konnte.

    3.Teil: 1973-1978

    Mit einem Karnevalstreiben der Pfadfinder fing das Jahr 1973 an. In Uevekoven wurde ein Wald – Wiesengelände gepachtet. Der Aufenthalt hier war von kurzer Dauer, da wir dem Wildheger ein Dorn im Auge waren. Wir konnten als Ersatz die Sandgrube in Watern mieten, die bis 2002 unser Lagerplatz geblieben ist.
    Wegberger Pfadfinder reparierten Bänke und Tische im Beecker Wald und säuberten ihn von Abfällen und Unrat. Den Dank erhielten wir von dort oft anwesenden Rentnern.
    Nach dem Wiesenfest Mitte des Jahres ging es zum Sommerlager in die Lüneburger Heide.
    Bei einem Besuch einer Panzerkaserne fuhren wir per Panzer über Stock und Stein, ein unvergessenes Erlebnis für unsere Jungen und Mädchen. Der krönende Abschluss des Jahres war ein Elternabend in der Burg Wegberg. Seit dem Frühjahr 1973 hatten wir in Klinkum eine Wölflingsmeute aufgebaut, die bis 1977 bestand, dann aber leider wegen Leitermangel nicht mehr weiter geführt werden konnte.

    1974 war für uns ein sehr arbeitsreiches Jahr. Wir erhielten von einer Rheydter Firma eine Baracke in Fertigbauweise. Nachdem das THW und die Stadtverwaltung uns Hilfe zum Transport geleistet hatten, gingen viele Väter an die Arbeit. So wurden Fundamente, die Aufbauten – Dach usw. in wenigen Wochen erstellt und wir erhielten zu unserem Heim drei neue Räume hinzu. Es wurde alles einer gründlichen Renovierung unterzogen und so entstand ein Heim mit zwei Gruppenräumen, einem Bastelraum, einem Materialraum, Eingangsraum, Toiletten mit Waschgelegenheit und so weiter. Die Mitglieder zahl stieg auf 120 an, so dass trotz des Neubaus Platzmangel herrschte.

    Die Leiterrunde fuhr Mitte des Jahres zum Grab des Stammespatrons „Titus Brandsma“ nach Nymwegen, wo sie sich über sein Leben und Wirken informierten. Die Zelte zum Sommerlager schlugen wir in Bernkastel/Mosel auf der „Bärenhalde“ auf. Mit den Pfadfinder aus Bernkastel verband uns eine gute Freundschaft, die bis heute noch andauert.
    Unser neu erstelltes Heim wurde am 1. Dezember 1974 von unserem Kuraten Pater Franz eingeweiht. Wir danken hier nochmals allen Helfern, Eltern und Freunden, die an dem Umbau und der Renovierung mit geholfen haben.
    Ende des Jahres stellten sich die Pfadfinderinnen die Aufgabe, den alten Leuten im Altersheim zu Weihnachten eine Freude zu bereiten und überbrachten während eines Adventssingens den Bewohner ein selbst gebasteltes Geschenk.
    Im Jahre1975 begann ein reger Kontakt mit ausländischen Pfadfindern. So begann eine Freundschaft zwischen uns und den Pfadfindern vom Flugplatz Wildenrath sowie mit den Pfadfinder von Maaseik, der Partnerstadt Wegbergs. Versuche auch mit den Pfadfindern der Partnerstadt Echt/Holland Kontakte zu knüpfen schlugen fehl, da die Echter Pfadfinder „im Sterben“ lagen.

    Zu Pfingsten fand ein Vorbereitungslager der Jungpfadfinder für das Sommerlager Irrel/Eifel statt. In Watern hielten wir das erste Zeltlager für Wölflinge ab. Die Pfadfinderinnen waren Gast in der Jugendherberge Radevormwald.
    Nach dem Sommerlager fand auf unserem Lagerplatz in Watern ein großes Sommerfest statt. Die Attraktion war das Bernkastler Pfadfinder Fanfarenkorps der Landshuter Ritterschaft. Auf dem Platz gab es Spezialitäten und Getränke aus vielen Ländern zu probieren. Der Reinerlös aus diesem Sommerfest betrug 2126,00 DM. Diese Summe verteilten wir wie folgt:
    800 DM für die Aktion des Bundesverbandes der Pfadfinder „Flinke Hände – Flinke Füße“
    900 DM gaben wir an die Behindertenstätte Lövenich
    426 DM wurden für eine Begegnung mit Behinderten verwandt.

    Mit einem bunten Nachmittag für den Altenclub in Wegberg begann das Jahr 1976.
    Das Sommerlager führte uns zum zweiten Mal zu unseren Pfadfinderfreunden nach Bernkastel/Mosel. Der Höhepunkt des Lagers war die Besichtigung der Zentralkellerei „Mosel’ Saar’ Ruwer“, wo jährlich 17 Millionen Liter Wein gekeltert werden. Der Inhalt des größten Fasses beträgt 200000 l.
    Die Abschlussfeier des Jahres fand in der Burg Wegberg statt. Zum Bunten Abend begrüßten wir Freunde aus 4 Nationen. Selten war die Begeisterung unserer Gäste so groß wie zu den gezeigten Darbietungen, die von allen Jungen und Mädchen sehr gut dargeboten wurden.

    Am 11. Dezember wurde der engl. Pfadfinderleiter, Graham Gilbert, vom Flugplatz Wildenrath zum Ehrenpfadfinder unseres Stammes ernannt. Leider wurde er versetzt; Es hatte uns eine enge Freundschaft mit ihm verbunden.
    Mit einem Partnerschaftstreffen der Leiter aus Maaseik und Wegberg wurde das Jahr 1977 begonnen.

    Der absolute Höhepunkt des Jahres war das dreiwöchige Sommerlager in Chalfont Heights bei London/England. Mit etwa 80 Teilnehmern ging die Fahrt per Bus nach Oostende. Dann ging es per Schiff über den Kanal nach Dover. Hier stand ein engl. Bus bereit, der uns zum Lagerplatz brachte. Der Höhepunkt der ersten Woche war ein Tagesausflug mit dem Besuch des „Baden-Powell Hauses“ und der Westminster Abbey, sowie ein Lagerfeuer mit 400 englischen, amerikanischen, schwedischen, finnischen und deutschen Pfadfindern. Am Anfang der zweiten Woche starteten 25 Pfadfinder per Pedes zu einer einwöchigen Tour zur 120 km entfernten Insel Wight an der englischen Südküste. Während dieser Woche lernten wir die englische Gastfreundschaft kennen. Unterwegs besuchten wir das Haus Baden Powells „Pax Hill“, wo er die letzten 10 Jahre seines Lebens verbrachte.
    In der dritten Woche wurde das königliche Schloss Windsor besichtigt. Bei einem Nachtspiel der Pfadfinder nahmen 50 englische Pfadfinder sowie englisches Militär und Polizei teil. Während des Abschlusslagerfeuers überreichte der Platzwart „Brian Wright“ uns einen Wimpel mit der Aufschrift „Wegberger Pfadfinder – beste Gruppe des Jahres“.
    Zum Abschluss des Jahres fand wieder ein Elternabend mit Weihnachtsfeier in der Burg statt, wo die Schattenspieloperation der „Knüller“ des Abends war. An diesem Abend wurde John Chalcroft wegen seines großen Einsatzes zum Sommerlager in England besonders geehrt und als Ehrenpfadfinder in unserem Stamm aufgenommen.

    Im März 1978 ehrten wir unser Mitglied Josef Schumacher zu seinem 70. Geburtstag und ernannten ihn zum Ehrenpfadfinder.
    Das Pfingstlager der Pfadfinder führte uns zum Intercamp nach Westernohe/Westerwald, wo 1700 Pfadfinder aus 8 Nationen teilnahmen. Die Durchführung in diesem Jahre lag in den Händen der kanadischen Pfadfinder. Die Wegberger Pfadfinder errangen in verschiedenen Disziplinen 4 mal Gold u.a. in Karte/Kompass- Orientierungslauf – Ordnung im Lager.
    Zum Sommerlager ging es in diesem Jahre nach Braunfels/Lahn in den Taunus. Höhepunkt war ein Spiel „Germanen gegen Römer“. Besuche des Frankfurter Zoos, sowie im Taunus Wunderland wurden durchgeführt. Auf Burg Greifenstein besichtigten wir ein Glockenmuseum. Die Pfadfinder machten eine einwöchige Hike in den Taunus, wo 80 km in 3 Tagen zurückgelegt wurden.
    Mit Bedauern und großem Schmerz hörten wir am 16. August 1978, dass der Gründer der Wegberger Pfadfinder, Pfarrer i.R. Heinrich Prinz, verstorben war. Wir hätten ihn gerne zu unserem Jubiläum in Wegberg begrüßt.

    Der Abschluss des Jahres war eine Elternfete in unserem Heim und eine Weihnachtsfeier im Jugendheim.

  • Geschichte

    Baden Powell

    Gründer der Pfadfinderbewegung:

    I. Jugendzeit; II. Soldatenzeit; III. Pfadfinderzeit; IV. Pfadfinder in Deutschland;

    I. Jugendzeit:

    Am 22.Februar 1857 in London als sechster Sohn von 10 Kindern geboren, erhielt er bei der Taufe den Namen Robert-Stephenson. Sein Vater war Theologieprofessor und starb, als B.P. zwei Jahre alt war. Der Taufpate war Robert-Stephenson, ein Sohn des Erfinders der Dampflokomotive. Seine Mutter, Henrietto Graves Smyth, hatte eine fröhliche Gemütsart und viel Unternehmungslust. Sie hatte recht sonderbare Ansichten über die Erziehung von Kindern und so gehörten regelmäßige Spaziergänge zum Unterricht, den sie im Hause mit einer Erzieherin durchführte. So pflegte sie die Kinder zu befragen, was sie gesehen und bemerkt hätten. Diese Schulung machte B.P. und seine Geschwister zu aufmerksamen Beobachtern. Zu den Wochenenden fuhr sie auch des öfteren mit den Kindern über Land. Dabei lernte B.P. das Zelten, Kochen, die Kaninchenjagd und das Beobachten der Natur.

    Auch besaß er eine schauspielerische Begabung. So trug sich bei einer Fahrt folgende Episode zu:
    Die Brüder hatten ein Segelboot gebaut. Bei der ersten Fahrt mit Übernachtung rettete B.P. die Ausrüstung vor einem Dieb. Die Brüder versorgten sich mit geangelter und gejagter Beute recht gut. Bei den Streifzügen ließen die Brüder den kleinen “Stephan” als Zeltwache zurück. Als er die Küchenarbeit fertig hatte, zeichnete er und setzte sich auf einen etwas entferntliegenden Baumstumpf. Plötzlich sah B.P. einen fremden Mann am Zelt, der die Rucksäcke stehlen wollte. Nun wandte er folgenden Trick an:
    Zuerst rief er den Mann an, dann rief er nach seinem Onkel und nach seinem Hund. B.P. imitierte Onkel und Hund. Der Dieb ergriff die Flucht.

    Mit 13 Jahren kam B.P. ins Internat Charterhouse, mitten in London. Dort war es üblich, daß die jungen Schüler Dienste für die älteren Schüler leisteten. Der Dienst reichte vom Wecken, Wasser holen, Kleidung in Ordnung halten, Ertragen von schlechter Laune usw. Während dieser Zeit wurde er “Bathing-Towell” (Badetuch) genannt.

    Nach Beendigung der Schulzeit bewarb er sich am Balliol – College in Oxford. Er machte die Aufnahmeprüfung bei seinem Patenonkel und fiel durch. So blieb ihm nur noch die Offizierslaufbahn.

    II. Soldatenzeit:

    Am 11.September 1876 stand in der Zeitung folgende Notiz: “Robert Stephenson Smyth Baden Powell ist zum Second Leutnant bei den 13.Husaren bestellt worden.” Dieses Regiment war in Indien stationiert und so fuhr B.P. am 30.Oktober mit einem Truppentransporter von Portsmonth nach Indien. Die ersten Jahre waren sehr anstrengend, denn das Kommandieren – Exerzieren und der Umgang mit Untergebenen will gelernt sein. Er musste mit 120 Pfund Gehalt im Jahre auskommen, dies war jedoch nicht leicht, da die meisten Kameraden aus begüterten Familien stammten. Im Jahre 1878 fuhr B.P. zu einem Krankenurlaub nach Hause. Er hatte sich eine Fiebererkrankung zugezogen und war nierenkrank.
    Da er schon aus der Jugendzeit schauspielerische Begabungen mitbrachte, fertigte er Skizzen für Kostüme und Bühneneinrichtungen, um damit seine Kameraden bei der Rückkehr nach Indien zu unterhalten. 1880 kehrte er nach Lucknow in Indien zurück und wurde zum Grenzwachdienst abkommandiert. Hier sammelte er Erfahrungen im Geländedienst und Spurenlesen. 1884 beendete das 13.Husarenregiment seinen Dienst in Indien und wurde nach Südafrika verlegt.
    1885 kam er nochmals nach England. Zurück nach Afrika nimmt er 1888 an einen Feldzug in Zululand teil. Von 1889-1892 wird er zum Aufklärungsdienst in den Balkan geschickt. Dort widmet er sich auch der Naturforschung.
    1895 kommt B.P. wieder nach Afrika und nimmt am Aschantifeldzug teil. In Swaziland bekommt er von Häuptling Dinizula als Erinnerung eine Lederschnur mit eigenartig geformten hölzernen Perlen. Die Nachahmung dieser Perlen trägt noch heute in der ganzen Welt ein Pfadfinder als Zeichen dafür, dass er eine besondere Ausbildung im Pfadfinderdienst durchgemacht hat.
    Von 1896-97 nimmt er an einem Feldzug gegen die Matabele teil. 1899 wird B.P. wieder nach Südafrika geschickt und baut dort eine Spezialtruppe auf. Dabei wird er vom Burenkrieg überrascht. Die Engländer wurden auf vielen Kriegsschauplätzen geschlagen. B.P. bildete in Mafeking Rekruten aus, als der Burengeneral Cronje mit 9000 Mann anrückte, doch kapitulierten die Engländer nicht so ohne weiteres, wie er es sich vorgestellt hatte. So belagerten die Buren Mafeking und zogen eine Sperrkette um die Stadt. B.P. war als Späher bis zu den Buren vorgedrungen und sie achteten ihn sehr wegen dieser Fähigkeit.

    So gelang es B.P. während der 217 tägigen Belagerung, 18 Briefe an seine Mutter zu schreiben, die alle durch die feindlichen Linien gelangen. Von Süden her anrückenden britischen Truppen gelang es, die Belagerung zu durchbrechen. Als Held von Mafeking wurde B.P. in England und in Südafrika gefeiert und wurde mit 43 Jahren in den Rang eines Generals erhoben. Noch im selben Jahr veröffentlichte er ein Hilfsbuch zur Pfadfinderei für Soldaten. Von 1902-1903 baute B.P. die berittene südafrikanische Polizei auf.
    Im Jahre 1907 kommt es zum ersten Probelager mit 30 Jungen aus allen Volksschichten auf der Insel Brownsee an der Südküste Englands. Es wurde ein großer Erfolg. 1908 schreibt er das Handbuch “Scouting for Boys”. Die Pfadfinderbewegung bekam großen Zulauf. 1910 trat B.P. aus der Armee aus und widmete sich ganz der Pfadfinderbewegung, deren Leitung er übernahm.

    III. Pfadfinderzeit:

    Schon 1909 kam es zum 2.Lager in Hundshaugh/Nordthumbeerland. Die Entwicklung ging sehr schnell voran. So entstand die Sektion der Seepfadfinder. Sein älterer Bruder Warington schrieb dazu ein Handbuch. Im September bei einem weiteren Lager am Cystal-Palast marschierten 10 000 Pfadfinder an ihm vorbei. Er besuchte kurz danach 6 000 Pfadfinder in Glasgow. Bei einem weiteren Lager erklärten einige Mädchen, sie wären auch Pfadfinder. B.P. überredete seine Schwester Agnes eine eigene Organisation der Pfadfinderinnen zu gründen. B.P. besuchte einige Pfadfinder in Moskau. Es entwickelten sich Pfadfinderorganisationen in Deutschland, Schweden, Frankreich, Norwegen, Ungarn, Mexiko, Chile, Argentinien, Singapur, Indien und Amerika.

    Am 4.Juli 1911 marschierten 30 000 Pfadfinder an König Georg V. vorbei. Dieser ließ sich einen Tag vorher von B.P. schriftlich über die Pfadfinder und ihre Abzeichen aufklären. Beeindruckt war der König, als er fast von den 30 000 überrannt wurde, aber bei einer nur den Pfadfindern bekannten Lilie stillstanden. 1912 machte B.P. eine Weltreise, um das Wachsen der Bewegung zu überwachen. An Bord der “Arcadiau” begegnet er Miss Olave St. Clair Soames, die er am 30.Oktober heiratete. Die Hochzeitsreise ging nach Nordafrika und Lady B.P. erwies sich bald als guter Fahrtgenosse. 1913 wurde der Sohn Peter geboren. 1915 die Tochter Erika und 1917 die Tochter Betty.

    1915 wurde im Januar ein Programm in der Hauptquartiers-Zeitung veröffentlicht. Es wurde ein besonderer Gruß, ein eigenes Abzeichen, ein einfaches Pfadfinderversprechen und leichte Prüfungen für 9-12-jährige festgesetzt.

    1916 erschien ein Handbuch für Wölflinge. Innerhalb eines Jahres gab es 10 000 Wölflinge.

    Im 1.Weltkrieg wurden Pfadfinder in England zur Landesverteidigung eingesetzt. Sie leisteten z. B. Kurierdienste u.a. B.P. wurde nicht eingezogen, und es gab das Gerücht, er wäre ein Spion gewesen.

    Portrait of Sir Robert Baden-Powell Painted by Benjamin EgglestonDie Bewegung verbreitete sich jedoch rapide, und seine Frau erwies sich als ein Organisationstalent. So wird B.P.’s Frau zur Leiterin aller Pfadfinderinnen gewählt. Das Ehepaar zieht auf Landgut “Pax Hill” Hampshire bei London.
    Im Jahre 1919 wird die Roverbewegung ins Leben gerufen. 1920 fand das erste internationale Jamboree in der Olympiahalle in London statt. 22 Länder nahmen daran teil. Das Jamboree war kein Zeltlager wie wir es heute kennen, sondern ein Treffen mit Vorführungen und Ausstellungen. So fanden szenische, mimische Spiele, Chorgesänge, Gymnastik und Volksgesänge statt. Auch ein Theaterstück von B.P. wurde aufgeführt. “The Genesis of Scouting” B.P. erhielt den Titel: “Chief Scout of the World”. Dies war eine spontane Handlung aller Scouts. Diesen Titel erhielt nur B.P., und er wurde nie wieder verliehen.
    Zum Schluss des Jamborees hielt B.P. folgende Rede: (Ausschnitte)

    “Pfadfinderbrüder! Ihr müsst Elite sein. Unstimmigkeiten bestehen zwischen den Völkern der Welt. Das Jamboree hat uns aber gelehrt: Wo gegenseitige Achtung und Toleranz herrschen, da entsteht Achtung und Harmonie. Lasst uns hier fortgehen mit dem ungeteilten Willen, Kameradschaft zu fördern durch den weltweiten Geist der pfadfinderischen Brüderlichkeit. Mögen wir mithelfen am Wachstum des Wohlwollens unter den Menschen.”
    Unmittelbar nach dem Jamboree wurde ein internationales Komitee und Büro gebildet.
    1922 fand eine erste Weltzählung der Pfadfinder statt:

    Ergebnis 1 019 205 Pfadfinder in 32 Ländern.

    Grabstein Robert Baden-PowellDie Pfadfinderbewegung verbreitete sich sehr schnell in fast allen Ländern der Welt, so dass überall Verbände entstanden. B.P. war der Chef dieses Weltverbandes und konnte so die Entwicklung seiner eigenen Idee miterleben.

    Zum 5.Weltjamboree 1937 im 81.Lebenjahr nahm B.P. von “seinen Jungen und Mädchen” Abschied. Er formulierte bewegte Abschiedsworte und schloss mit den Worten “Auf Wiedersehn”. “Gott segne euch alle”. Baden Powell starb am 8.Januar 1941 in Kenia. In diesem Lande ist er auch begraben, und ein schlichter Stein mit den Weltsymbolen der Pfadfinder und Pfadfinderinnen ziert sein Grab.

    Die folgende Botschaft fand man unter BiPis Papieren:

    An die Pfadfinder Liebe Pfadfinder!

    Wenn Ihr je das Spiel gesehen habt “Peter Pan”, werdet ihr euch erinnern, dass der Seeräuberhauptmann seinen Abschiedsrede immer bereit hatte, aus Angst er könnte keine Zeit mehr dazu finden, wenn es ans Sterben ging. Genau so geht es mir, und deshalb will ich es in diesen Tagen so machen, obwohl ich noch nicht gerade am Sterben bin, und möchte euch ein Abschiedswort niederschreiben. Vergesst nicht, dass es das letzte sein wird, was ihr je von mir zu hören bekommt, und denkt darüber nach. Ich habe ein sehr glückliches Leben geführt und ich wünsche jedem von euch, euer Leben möge ebenso glücklich werden. Ich glaube, dass Gott uns in diese spaßige Welt hineingeschickt, um glücklich zu sein und das Leben zu genießen. Glück kommt aber nicht von Reichtum, noch Zufriedenheit vom Erfolg in der Karriere, noch von Zügellosigkeit. Ein Schritt auf dem Weg zum Glück ist der, sich in der Jugend gesund und hart zu erziehen, so dass man später lebenstauglich wird, und nur dann wird euch euer Leben Freude machen, wenn ihr einst Männer geworden seid. Beobachtung der Natur wird euch lehren, wie reich an Schönheit und Wundern Gott die Welt gemacht hat, dass ihr euch darüber freuen könnt. Seid zufrieden mit dem, was ihr besitzt und macht das Beste daraus. Schaut euch die Lichtseiten der Dinge an und nicht die dunklen. Aber der eigentliche Weg, glücklich zu werden, ist der, andere Menschen glücklich zu machen. Versucht es, und macht die Welt ein wenig besser, als ihr sie vorgefunden habt; und wen dann die Stunde kommt, in der ihr sterben sollt, könnt ihr glücklich sterben in dem Bewusstsein, dass ihr niemals eure Zeit verschwendet, sondern jederzeit euer Bestes gegeben habt. “Seid bereit”, auf diese Weise glücklich zu leben und zu sterben; haltet immer fest an euer Pfadfinderversprechen, auch wenn ihr aufgehört habt, Jung zu sein. Gott möge euch dazu helfen.
    Euer Freund
    Baden Powell of Gilwell

    IV. Die Entwicklung der Pfadfinder in Deutschland:

    Mit der Geschichte eines Buches beginnen auch die Wege der Pfadfinder in Deutschland, – des Pfadfinderbuches von Dr. Alexander Lion -, der genauso wie B.P. Offizier war.

    Das Buch “Scouting for Boys” von B.P. erregte seine Aufmerksamkeit. Er kam zunächst mit B.P. in Briefverbindung und lernte ihn im September 1908 auch persönlich kennen. Er wollte gleich wie B.P. die internationalen Gegensätze überbrücken und die Jugend zu “Pfadfindern des Friedens” heranziehen. So übertrug er das Buch “Scouting for Boys” unter Mitarbeit von Maximilian Bayer, Prof. Dr. Ludwig Kenner und Heinrich Steinmetz ins Deutsche, allerdings mit einigen Änderungen, um es dem deutschen Wesen anzupassen.

    Nach dem Erscheinen des Buches wurde nun versucht, bestehende Jugendverbände zur Übernahme der Pfadfinderbräuche zu bewegen, was sehr schwer war, aber bei den “Alt-Wandervögeln” gelang, da ein Mitglied bei der Bearbeitung des Buches mitgewirkt hatte.

    In Berlin wurde 1909 der Verein für Jugendsport in Feld und Wald gegründet, der die Ideen von B.P. anzuwenden versuchte. Ein weiterer Mitarbeiter des Buches, Turnlehrer Steinmetz, gründete 1909 in Bamberg eine Pfadfindergruppe, die vielleicht die erste “echte” Pfadfindergruppe war. In München entstand der “Bayerische Wehrkraftverein”, der die pfadfinderische Methode anwandte.

    1910 entstand die erste Gruppe deutscher Pfadfinderinnen in Hamburg. 1911 entstanden immer mehr Pfadfindergruppen, und so kam es schließlich zur Gründung des Deutschen Pfadfinderbundes mit Sitz in Berlin. Hauptmann Max Bayer war der erste Reichsfeldmeister. Interessant – von den ersten 48 Mitgliedern des Ehrenausschusses waren 27 im Generalsrang.

    Im Jahre 1928 entstanden in Wuppertal und Beuthen/Oberschlesien katholische Pfadfindergruppen. Am 7.Oktober 1929 schlossen sich die kath. Gruppen zur DPSG “Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg” zusammen.

    Mit der Machtübernahme 1933 durch Hitler kam die Pfadfinderschaft in Bedrängnis. Diese weltweite “Bruderschaft” passte nicht in Hitlers Vorstellung. Er wollte keine “Pfadfinder des Friedens” sondern eine Jugend “gewappnet gegen den Feind”.

    Als 1933 deutsche Pfadfinder sich am Jamboree in Gödöllö/Ungarn beteiligen wollten, erhielten sie keine Ausreisegenehmigung. Es folgten Einschränkungen und Teilverbote. Die DPSG zählte 9 000 Mitglieder in 310 Stämmen. 1935 fuhren 200 Georgspfadfinder nach Rom. Bei ihrer Rückreise wurde ihnen an der Grenze Abzeichen, Kluft, Bücher, Andenken, ja sogar Zelte von der Gestapo abgenommen.

    Im Februar wurde aufgrund eines Gesetzes zum Schutze von Volk und Staat die Pfadfinderbewegung verboten.

    Von 1938-1945 arbeiteten viele Gruppen im Untergrund weiter. Fred Josef, Feldmeister aus Würzburg, stirbt im Januar 1943 im Konzentrationslager Auschwitz.
    Gleich nach dem Zusammenbruch des Deutschen Reiches lebt in Westdeutschland die Pfadfinderbewegung wieder auf.
    Im Osten Deutschlands dulden nun die kommunistischen Machthaber weiterhin keine Pfadfinder.
    1950 werden die drei verschiedenen Verbände zum “Ring deutscher Pfadfinderverbände” in die internationale Pfadfinderkonferenz aufgenommen.

    1955 wird Dr. Paul König in das internationale Komitee gewählt.

    1979 gab es in Westdeutschland etwa 100 000 Georgspfadfinder.

    Wie die erste “Pfadfinder”- Truppe (Boy Scouts) entstand (aus: Das Pfadfinderbuch, nach General Baden Powells “Scouting for Boys” herausgegeben von Stabsarzt Dr. A. Lion):
    Die Pfadfinder, die zuerst in England als Boy Scouts entstanden, hat keine augenblickliche Laune, keine müßige Phantasie geschaffen, ein Augenblick ernster, schwerer Gefahr hat sie ins Leben gerufen.

    Es war im Jahre 1899, im Anfang des Burenkrieges, als Mafeking, im britischen Südafrika, von einem großen Burenheere eingeschlossen wurde. Mafeking war nur eine kleine, unbedeutende Landstadt, von der niemand gedacht hätte, dass sie je ein Feind angreifen könnte, geradeso wenig wie es Euch wahrscheinlich dünken mag, dass die Stadt oder das Dorf wo Ihr wohnt, einmal von einem Gegner angegriffen werden könnte.

    Aber dies kann Euch schon ein Fingerzeig sein, dass man nicht nur darauf in Krieg und Frieden gerüstet sein muss, was wahrscheinlich dünkt, sondern auch auf das, was überhaupt möglich ist. Darum soll auch jeder deutsche Knabe stets bereit sein, so dem Vaterlande zu nützen, wie es die tapferen Jungens von Mafeking taten.

    Generalleutnant Baden-Powell, damals Oberstleutnant, war Kommandant des Platzes. An ausgebildeten Mannschaften, Polizei nebst Freiwilligen unterstanden ihm im ganzen 700 Mann. Er bewaffnete daher noch die Bürger, etwas über 300 Mann. Einige von diesen waren als waffengeübte Grenzbewohner vollkommen der Gefahr des Augenblickes gewachsen; aber viele von ihnen, junge Kaufleute, Schreiber und andere, hatten niemals ein Gewehr zuvor in der Hand gehabt, und niemals sich die Mühe gemacht, exerzieren oder schießen zu lernen. Es muss doch ein zu peinliches Gefühl sein, sich einem Feind gegenüber zu sehen, der einem nach dem Leben trachtet, wenn man niemals eine Flinte abzudrücken gelernt hat! – So mussten insgesamt etwa 1000 Mann den Platz verteidigen, in dem sich 600 weiße Frauen und Kinder und gegen 7000 Eingeborene befanden und der etwa 8 km Umkreis hatte.

    Da war jeder Mann wertvoll, und als das Häuflein durch Tote und Verwundete immer mehr zusammenschmolz, lasteten die Pflichten, tags zu fechten, nachts alarmbereit auf Wachposten zu stehen, desto schwerer auf dem Rest. Da rief auf Geheiß Baden-Powells Lord Edward Cecil, der älteste Stabsoffizier, die Knaben des Ortes zusammen und bildete aus ihnen ein Korps von Kadetten, kleidete sie in Uniformen und exerzierte sie ein; und so schuf er aus ihnen eine unternehmende und wertvolle Schar. Bis dahin hatten die Verteidiger eine große Anzahl von Mannschaften verwenden müssen, um Befehle und Meldungen zu überbringen, um Ausguck auf Posten zu halten, Ordonnanzdienste zu verrichten usw. Diese Aufgabe wurden nunmehr dem Knabenkorps übertragen, und die Mannschaften wurden hierdurch davon entlastet, so dass sie für die Feuerlinie frei wurden. Die Kadetten, unter ihrem “Feldwebel”, einem Jungen namens Goodyear, bewährten sich vorzüglich und verdienten sich redlich die Feldzugsdenkmünzen, mit denen sie nach Beendigung des Krieges geschmückt wurden. Viele von ihnen waren Radfahrer, und so konnte mit ihrer Hilfe auch ein Postdienst eingerichtet werden, durch den die Bewohner Briefe an ihre Freunde nach den verschiedenen Forts oder innerhalb des eigenen senden konnten, ohne dass sie sich selbst dem feindlichen Feuer auszusetzen brauchten. Eigene Briefmarken wurden dafür hergestellt. Diese stellten das Bild eines radelnden jungen Boten dar; darüber standen die Namenszeichen der Königin und ein Streifen mit der Inschrift: “Belagerung von Mafeking”. Diese Briefmarken sind später sehr selten und so wertvoll geworden, dass die Sammler ihrer kaum noch habhaft werden können!

    Baden-Powell traf einmal einen solchen Jungen, als er im heftigen Feuer in das Fort einfuhr, und rief ihm warnend zu: “Dich wird doch nächstens eine Kugel treffen, wenn Du gerade mittendurch fährst.” Er aber antwortete: “Ich trete so schnell, Herr Oberst, dass sie mich doch nicht einholen.” Diese Jungens scheuten sich nicht im geringsten vor den Kugeln; stets waren sie bereit, Befehle zu überbringe, obgleich sie dadurch jederzeit ihr Leben aufs Spiel setzten. So entstanden die Boy Scouts.

    Aber Du brauchst nicht erst auf den Krieg zu warten, um Dich nützlich als Pfadfinder zu betätigen. Auch im Frieden, in dem wir noch recht lange zu leben wünschen, gibt es genug Arbeit für Dich, Tag für Tag, und überall wo Du bist.